Bericht aus Gräfenhausen: Faire Integration trifft Lkw-Fahrer
Die Lage auf den Rastplätzen in Gräfenhausen ist angespannt: Die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber der Fahrer wird zwar weiter von Edwin Atema (RTDD) fortgeführt, viele der Fahrer warten aber weiterhin auf ihr Geld. Am 30.08.2023 wurden den Fahrern im Rahmen einer Fahrerversammlung 20.000 Euro von einem der Auftraggeber-Firmen ausgezahlt. Die Presse berichtete über die Aktion und die Fahrer hoffen nun, dass weitere Auftraggeber die ausstehenden Löhne auszahlen werden.
Auch die Berater*innen von Faire Mobilität sind vor Ort. Die Berater*innen von Faire Integration Frankfurt und von Faire Integration Mainz bieten den Fahrern bei Besuchen vor Ort ihre Beratung an.
Bedingungen auf der Raststätte verschlechtern sich
Unsere Beraterin aus Frankfurt hat intensiv mit den Fahrern gesprochen. Einer der Fahrer berichtete, er sei seit Anfang Juli auf dem Rastplatz: „Wir protestieren hier schon seit Wochen, das heißt wir haben fast kein Benzin mehr. Das bedeutet für uns, dass wir die Kabinen nicht beheizen können, was in den kalten Nächten ein besonderes Problem ist.“ Neben den rauen Bedingungen im Lkw, seien auch die hygienischen Bedingungen auf dem Rastplatz schwierig. „Die Duschen auf der Raststätte funktionieren seit einiger Zeit auch nicht mehr. An der Tür hängt ein Schild «Defekt». Wir werden von den Volontären ein paar Mal in der Woche zu der Dusche in einer anderen Stadt gefahren. Auch den Zugang zu Toiletten haben wir nicht immer.“
Ausstehende Löhne seit Monaten
Neben den schlechten Bedingungen auf dem Rastplatz, zeigte er sich, wie viele seiner Kollegen, besonders von seinem Arbeitgeber enttäuscht: „Als uns das Arbeitsangebot gemacht wurde, wurde es uns gesagt, dass wir ganz normal eingestellt werden und dass wir alle Arbeitnehmer-Rechte haben werden. Vieles hat aber nicht gestimmt.“ So habe der Arbeitgeber von Anfang an unzureichende Informationen zur Verfügung gestellt. „[…] mein Lohn wurde mir seit 2 Monaten nicht gezahlt. Es gibt Kollegen von mir hier, die schon seit fünf-sechs Monaten ihr Geld nicht bekommen haben. […] Ich verstehe es einfach nicht, wie kann so was sein?“
Die Frustration über die Behandlung teilen die Kollegen, sie wollen weiter auf den Raststätten bleiben und protestieren.
Hoffnung auf Auszahlung der Löhne
Warum er sich ausgerechnet diesen Rastplatz für den erneuten Protest ausgesucht habe, will unsere Beraterin wissen. „Ich habe schon vom letzten Protest im Frühjahr gewusst. Dann hatte ich natürlich auch Kontakt zu meinen Kollegen, um zu wissen, wo wir uns zusammentun können, um unseren Lohn zusammen zu fordern. Mir wurde gesagt, wir treffen uns hier. So bin ich dann von Bordeaux nach Paris und von Paris hierhergefahren, mit der Hoffnung - mein Geld zu bekommen.“
Diese Hoffnung teilen die restlichen Lkw-Fahrer, sie alle erhoffen sich einen guten Ausgang der Verhandlungen und die Auszahlung der restlichen Löhne.