Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung IQ"

FAQ – Gewerkschaften

In welchen Branchen gelten allgemeinverbindliche Tarifverträge?

In folgenden Branchen gelten allgemeinverbindliche Tarifverträge:

  • Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen nach dem II. oder III. Buch Sozialgesetzbuch
  • Bauhauptgewerbe
  • Dachdeckerhandwerk
  • Elektrohandwerke
  • Gebäudereinigung
  • Maler- und Lackiererhandwerk
  • Pflegebranche
  • Schornsteinfeger
  • Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk
  • Zeitarbeitsbranche

In diesen allgemeinverbindlichen Tarifverträgen sind auch die Branchenmindestlöhne festgelegt, die für alle Arbeitgeber*innen und alle Arbeitnehmer*innen der jeweiligen Branche in ganz Deutschland gelten.


Hier findest du eine aktuelle Übersicht der Branchenmindestlöhne:  

 www.zoll.de > Privatpersonen > Arbeit > Übersicht Branchen-Mindestlöhne


 

Was ist ein Tarifvertrag und wer kann ihn abschließen?

Ein Tarifvertrag kann nur von Tarifparteien abgeschlossen werden. Tarifparteien sind Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände oder einzelne Arbeitgeber*innen.

Es gibt verschiedene Arten von Tarifverträgen:

  • Haustarifverträge sind Verträge zwischen einer Firma und der Gewerkschaft.
  • Branchentarifverträge sind Verträge zwischen dem Arbeitgeberverband und der Gewerkschaft einer bestimmten Branche. Sie regeln die Arbeitsbedingungen dieser Branche in einem bestimmten Bundesland und werden deshalb auch Flächentarifverträge genannt.
  • Manteltarifverträge: Verträge zwischen dem Arbeitgeberverband und der Gewerkschaft. Sie regeln längerfristige, allgemeinere Regelungen: beispielsweise Kündigungsbedingungen, Dauer des Urlaubs, Krankmeldung
  • Rahmentarifverträge: Sie regeln die Lohn- und Gehaltsgruppen der Arbeitnehmer*innen
  • Lohn/Gehaltstarifverträge: regeln die Bezahlung für eine bestimmte Firma oder für eine bestimmte Branche in einem bestimmten Bundesland.
  • Lohnrahmentarifverträge: Beschreibung von Tätigkeits- und Qualifikationsmerkmalen für die Lohn- und Gehaltsgruppen und die Kriterien der Einstufung.
  • Allgemeinverbindliche Tarifverträge gelten für eine bestimmte Branche in ganz Deutschland. Diese Tarifverträge müssen alle Arbeitgeber*innen der Branche in Deutschland einhalten. Die/der Arbeitgeber*in muss dafür nicht in einem Arbeitgeberverband sein und der/die Arbeitnehmer*in muss nicht Mitglied in der Gewerkschaft sein.
Wie kannst du Mitglied einer Gewerkschaft werden?

Wenn du Mitglied einer Gewerkschaft werden willst, musst du erst wissen, welche Gewerkschaft thematisch zu deinem Beruf passt. Denn Gewerkschaften sind nach Branchen angeordnet. Wenn du unsicher bist, welche Gewerkschaft zu deinem Beruf und deiner Branche passt, kannst du direkt bei der Gewerkschaft nachfragen. Um Mitglied zu werden, musst du ein Formular ausfüllen, unterschreiben und abgeben.

Das kannst du auch online machen, zum Beispiel:  www.dgb.de/service/mitglied-werden

Was kostet eine Mitgliedschaft in der Gewerkschaft?

Wenn du Mitglied in einer Gewerkschaft wirst, zahlst du einen Mitgliedsbeitrag. Dieser wird von deinem Brutto-Lohn abgezogen. Wie hoch der Beitrag ist, hängt von der Gewerkschaft ab. Menschen ohne Einkommen, Rentner*innen und Studierende zahlen einen kleineren Beitrag. Den Mitgliedsbeitrag kannst du von deiner Einkommenssteuer unter “Werbungskosten” absetzen. Das sind alle Kosten, die mit dem Erwerb deines Geldes zusammenhängen. So kannst du einen Teil des Betrags bei deiner Steuererklärung zurückbekommen.

Welche Vorteile hast du als Gewerkschaftsmitglied?

Wenn du in eine Gewerkschaft eintrittst, unterstützt sie dich. Gewerkschaften bieten zum Beispiel:

  • kostenlose Beratung und Informationen zu Rechten aus Tarifverträgen, Ansprüchen bei Arbeitslosigkeit oder betrieblicher Altersvorsorge.
  • Unterstützung bei Streit mit dem/der Arbeitgeber*in
  • kostenlose Rechtsberatung und kostenloser Rechtsschutz (zum Beispiel auch bei Streit mit der Berufsgenossenschaft oder mit der Renten-, Kranken-, Pflege- oder Arbeitslosenversicherung)
  • Seminare zur Qualifizierung und Weiterbildung zu betrieblichen und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder*innen
  • Streikgeld bei Streiks (wenn der/die Arbeitgeber*in wegen des Streiks keinen Lohn zahlt)

Beachte: In den ersten drei Monaten, in denen du Gewerkschaftsmitglied bist, ist meistens keine anwaltliche Vertretung durch die Gewerkschaft möglich.


Deine Gewerkschaft kann dich auch dabei unterstützen, Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld vor Gericht einzufordern, sofern du einen Anspruch darauf hast. Dein Anspruch ist davon abhängig, ob die Sonderzahlungen im Arbeitsvertrag festgehalten wurden (Ausnahme: Die Sonderzahlungen sind in einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag geregelt, der für dich gilt).

Je mehr Mitglieder eine Gewerkschaft hat, desto größer ist ihr politischer Einfluss.

Aufgaben einer Gewerkschaft

Eine Gewerkschaft setzt sich dafür ein, Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Interessen der Mitglieder*innen zu vertreten. Eine Gewerkschaft ist eine sogenannte Tarifpartei. Das heißt, sie kann Tarifverträge mit dem Arbeitgeberverband oder einem*r einzelnen Arbeitgeber*innen abschließen. Dazu führt sie Tarifverhandlungen, bei denen es zum Beispiel um höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und mehr Urlaubstage geht. Um ihre Ziele bei Tarifverhandlungen durchzusetzen, kann die Gewerkschaft Arbeitskampfmaßnahmen einsetzen. Dazu zählen die Androhung von Streik, sogenannte Warnstreiks und Streiks. Gewerkschaften sind in Deutschland nach Branchen aufgeteilt. Acht Gewerkschaften haben sich zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zusammengeschlossen. Der DGB macht politische Arbeit für die Gewerkschaften. Er kämpft für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Deutschland.

Was ist eine Gewerkschaft?

Eine Gewerkschaft ist ein Zusammenschluss von Arbeitnehmer*innen. Sie schließen sich freiwillig zusammen, um die Interessen aller Gewerkschafts-Mitglieder*innen gegenüber Arbeitgeber*innen und dem Staat zu vertreten. Gewerkschaften sind unabhängig, das heißt, sie sind nicht abhängig vom Staat, Parteien oder Kirchen.

Gewerkschaften sind demokratisch organisiert: Es gibt eine Satzung, Wahlen für bestimmte Funktionen und die Mitglieder*innen bestimmen mit. Die Satzung ist wie ein Gesetz und alle Mitglieder*innen der Gewerkschaft müssen sich daranhalten. In der Satzung steht, welches Ziel und welche Struktur, Rechte und Pflichten die Gewerkschaft und ihre Mitglieder*innen haben.